Aus für BERLIN PHOTO WEEK, keine Fortsetzung

Aus für Berliner Photo Week

Es begann im Jahr 2018 recht vielversprechend, setzte sich 2020 auch noch glücklich fort, endet im Mai 2023 traurig, genauer gesagt: Im Desaster.

Die Rede ist von der sogenannten Berlin Photo Week, sogenannt deshalb, weil die Veranstaltung nie eine Woche sondern stets nur drei oder vier Tage dauerte. Aktuell: Die Week wird nochmals verkürzt, genauer gesagt auf null Tage. Die Messe Berlin, seit 2020 zusammen mit der IMH Imaging Media House GmbH & Co. KG und dem BPW-Gründerteam Veranstalter des Events, zog jetzt die Reißleine.

Offiziell heißt es schlicht, dass die Schau „aus wirtschaftlichen Gründen“ nicht fortgeführt wird. Und, deutlicher, „die Entwicklung der Veranstaltung führte leider nicht zu dem notwendigen wirtschaftlichen Ergebnis, so dass wir uns gemeinsam mit den Anteilseignern der BERLIN PHOTO WEEK zu diesem Schritt entschlossen haben.“ Nun lassen Formulierungen wie „wirtschaftliche Gründe“ natürlich jede Menge Raum für reichlich Spekulationen, die Kernfrage bleibt: Woran liegt es konkret? 

            Da gibt es in der Tat einiges zu Mutmaßen. Der wahrscheinlich wichtigste Grund für das plötzliche Aus: Die Insolvenz des BPW-Gründungsunternehmens EyeEm am 4. April. Diese Firma mit dem komischen Namen gründete die Week 2018 und holte zwei Jahre später die Messe Berlin und die IMH als Mitveranstalter ins Boot. Das zunächst ziemlich plausibel klingende Ziel der Kooperation: Mit aktiver Hilfe, sprich spendierfreudigem Sponsoring der Fotoindustrie, sollte mit Ausstellungen und Veranstaltungen im Stadtgebiet die Week weiterentwickelt werden. Offizielle Ankündigung der IFA: „Berlin wird starke Impulse für Imaging in die ganze Welt senden – gesellschaftlich, wirtschaftlich und kulturell.“ Die wunderbare Welt der Fotografie sollte zu den Menschen kommen, nämlich ins Stadtzentrum, den Weg zum stets überlaufenen Messegelände (das waren noch Zeiten …) sollten sich die Lichtbildbegeisterten sparen können. Die Planungen für die Photoweek 2020 nahmen Fahrt auf. Dann kam Corona, dann kam der große Regen. Und dann kam kaum noch jemand. Keine Zeit für Häme: Mit der Pandemie hatte weltweit niemand gerechnet, sie kam buchstäblich über Nacht. Also keine reguläre IFA, keine Week in 2020. Jetzt aber volles Rohr für 2021. Als Week-Veranstaltungsort war die Arena Berlin fest gebucht, die Fläche ebenso fest verplant, die Vorträge und Bilderschauen rundum organisiert. Doch die Hartnäckigkeit des Corona-Virus machte auch jetzt wieder einen dicken Strich durch die Week-Wirklichkeit: Keinerlei Fotoschau in der Arena, eingerichtet wurde hier vielmehr das größte Impfzentrum unserer Hauptstadt. Nicht wirklich ein Problem für die Mega-City. In Berlin öffnen gefühlt täglich mindestens zehn neue und stets superoriginelle Event Locations ihre meist etwas angeknabberten Tore. Vermarktet von cleveren Agenturen, die prächtig an der schnellen Müllbeseitigung und dem bunten Aufpeppen von Trümmergrundstücken verdienen. Auch die BPW konnte kurzfristig ausweichen auf das Open-Air-Areal Haubentaucher und Cassiopeia auf dem RAW-Gelände. Im Grunde nett gemeint, doch dann kam der Regen. Denn leider besteht das Areal zum größten Teil aus einem Riesenschwimmbecken, bei Dauerregen zeigt das Ganze wenig Charme, von Stil und Charakter ganz zu schweigen – egal ob Lichtbilder oder Kameraneuheiten gezeigt werden sollen. Kein Glück gehabt und dann kam auch noch Pech dazu; auf jeden Fall schade für die vielen Mitmacher mit ihren frischen Ideen, die hier tatsächlich ins Wasser fielen. 

            Im letzten Jahr konnte die Berlin Photo Week dann doch noch die 20.000 Quadratmeter große Arena Berlin für ihr Konzept nutzen. Fachvorträge, Bilderschauen, Fotoabenteuer, Motivlandschaften – Aktionen rund um die Profi- und Hobbyfotoszene, für jeden etwas, das keinem so richtig gefallen hat. Und zu wenig Impulse, um in 2023 eine prosperierende Fortsetzung zu finden. Doch selbstverständlich gibt die Imagingbranche nicht so ohne Weiteres auf. Hamburg will zeigen wie man es besser macht. Messedirektor Bernd Aufderheide hat mit tatkräftiger Unterstützung von Photoindustrie-Verbandgeschäftsführer Christian Müller-Rieker – die beiden kennen sich bestens seit Aufderheidens photokina-Jahre in Köln – den neuen Hamburg-Event PHOTOPIA ins Leben gerufen. Immerhin schon die dritte PHOTOPIA wird vom 21. bis 24. September 2023 in Hamburg stattfinden, dazu kann man nur viel Glück und Erfolg wünschen.